Dermot Kennedy lobte das Schweizer Publikum

Konzertkritik: Dermot Kennedy in Zürich
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Es gibt Konzerte, die seltsam kühl beginnen, dann aber furios in die richtige Spur finden. Das passierte dem irischen Songwriter Dermot Kennedy in The Hall. Dabei war der Auslöser eine Kleinigkeit, die oft vergessen geht: die Kommunikation mit dem Publikum.

 

Die ersten circa 50 Minuten raste der Mann mit der charismatischen Stimme förmlich durch sein Set, liess dem Publikum kaum Zeit für Applaus. Um Missverständnisse zu vermeiden, qualitativ stimmte da schon vieles, die Stimme klang voluminös und zeigte keine Wackler, das Licht erzeugte ein wunderbares Ambiente und die Musik trug Kennedy förmlich durch die Songs.

 

Als der Ire, geboren in einem Vorort von Dublin, nach den kühlen 50 Minuten damit begann, sich an das Publikum zu wenden, brach die Stimmung spürbar auf. Plötzlich war da eine Verbindung zwischen dem Musiker und den Menschen vor der Bühne, jener imaginäre Verbindungsfaden, der Konzerte zu Erlebnissen macht.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Aber Anlaufschwierigkeiten kennen auch andere Acts. Dafür befand sich Dermot Kennedy an diesem Punkt des Abends noch lange nicht am Ende seines Sets. Er habe noch nie so viele Songs in einer Show gespielt, erzählte er und lobte die Schweizer Fans ausdrücklich für das Zuhören. Man kaufte ihm das ab und vermutlich benötigt er selbst jeweils Zeit, um sich auf der Bühne aufzuwärmen.

 

Das Konzert dauerte rund zwei Stunden und Dermot Kennedy zeigte seine volle Bandbreite. Er spielte «Rome» und «Innocence and Sadness» ganz vorn an der Bühne in einer akustischen Version und begleitete sich am Klavier, zeigte sich als begabt auf der Gitarre und baute bekannte Songs wie «Kiss Me» oder «Something To Someone» in den Abend ein. Nach eineinhalb Stunden stellte er die Band vor. Besonders: ein Mitglied stammt aus der Schweiz.

 

Als zweitletzten Song stimmte Kennedy «Outnumbered» an und das Publikum sang laut mit und flippte sogar leicht aus. Der kühle Einstieg war hier längst vergessen und Dermot Kennedy bildete eine enge Einheit mit den Menschen in The Hall. Nach dem Konzert meinte eine Gruppe aus dem mehrheitlich jüngeren Publikum: «Er hat ein überzeugendes Set gespielt, mit kraftvoller Stimme und cooler Licht- und Bildbühnenproduktion.» Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Dermot Kennedy ist ein grossartiger Sänger und nach kleinen Anlaufschwierigkeiten spielt er ein emotionales Konzert.

 

Sandra Rohrer / Mi, 08. Mär 2023